Beim Finale der DMV NES 500 in Zandvoort fuhren Kim Berwanger und Philipp Eis (Seat Cupra TCR) ihren zweiten Saisonsieg ein. Platz zwei belegten Jürgen Oehler/Ioannis Smyrlis (BMW M4 GT4). Den Meistertitel sicherten sich mit einem zweiten Platz in der NES 7 Reinhard Nehls und Heiko Hammel.
Diesen, seit Jahren anvisierten Titel des Meisters aller Klassen, hatten beim Finale in Zandvoort Reinhard Nehls und Heiko Hammel fest im Visier. Mit einem Punkt Rückstand auf Jesper Henriksen und Frederik Vodder (Audi RS3 LMS TCR) reiste das Duo an die Nordseeküste. Dementsprechend war die Gangart für das Wochenende ausgerichtet. Sollte der Titel her, mussten sie vor den Audi-Piloten das Ziel sehen. Die Rechnung ging auf. „Besser ging es nicht. Wir hatten unser komplettes Rennen am Audi ausgerichtet. Klar war, wer von uns als Erster ins Ziel käme, der hätte die Meisterschaft. Wenn sie zum Stopp kamen, sind wir auch gekommen. Wir haben eine Full Course Yellow besser getroffen als der Audi. Dann war es eigentlich nur noch verwalten. Nach den Autos, die im Rennen vor uns waren, haben wir gar nicht geschaut.“, beschrieb Heiko Hammel die Strategie. Wie von Hammel angesprochen war auch das Glück auf der Seite der beiden Champions. Während Henriksen/Vodder ihren Stopp vor der FCY absolvierten, gingen die gelben Flaggen gerade beim ersten Boxenhalt des Opel-Duos raus. Das spielte natürlich in die Karten. Ganz ohne Zittern verlief das Wochenende allerdings nicht. Im Rennen stand der Astra eine Minute länger als die Konkurrenz, da die Achswelle getauscht werden musste. Das Team leistete jedoch im Vorfeld noch mehr, wie ein glücklicher Reinhard Nehls erzählte: „Für mich ist das der größte Erfolg. Wir sind ein tolles Team, nicht nur ein Team, wir sind Freunde. An der Stelle ein großes Lob an das Team. Wir hatten zunächst zwei schlechte Tage hinter uns, haben uns aber super durchgebissen. Die Jungs haben über Nacht einen anderen Opel TCR geholt, den in der Werkstatt zerlegt und das Lenkgetriebe ausgebaut und hierhergebracht. Das haben wir heute Morgen um drei Uhr ins Auto eingebaut.“
Zweiter Gesamtsieg für Berwanger/Eis
Das Rennen selbst war geprägt von einigen Full-Course-Yellow Phasen sowie einem vorzeitigen Abbruch rund 18 Minuten vor dem Ende. Dass Kim Berwanger und Philipp Eis zum zweiten Mal in diesem Jahr triumphieren würden, war zu Beginn nicht unbedingt abzusehen. Das Duo hielt sich Anfangs zurück, zumal man auf die harte Reifenmischung setzte. Als es in die erste FCY ging, lag das Duo auf Platz fünf. Die lange Reparaturzeit an der Streckenbegrenzung nutzte das Team gleich zu einem Doppel-Stopp. Eine weitere FCY konnte man für den dritten Pflichthalt nutzen. „Für dieses Wochenende wollten wir uns immer konstant durcharbeiten. Ich denke, das haben wir ganz gut gemacht. Wir hatten bei den Stopps ein sehr gutes Timing“, befand Eis. Ab diesem Zeitpunkt lag das Seat-Duo hinter Oehler/Smyrlis auf Platz zwei. Schlussfahrer Philipp Eis schloss Runde um Runde auf. Elf Umläufe vor Schluss wechselte die Führung zum letzten Mal. Bis zum Abbruch baute Eis den Abstand auf Rang zwei auf über 31 Sekunden aus. „Nach Assen jetzt auch in Zandvoort einen Gesamtsieg einzufahren ist natürlich mega. Wir haben diesmal strategisch alles richtig gemacht, haben immer die Code 60 Phasen optimal für Boxenstopps ausnutzen können. Dann hat es am Ende mit dem Sieg gereicht“, so Kim Berwanger.
Auch die Zweitplatzierten hatten man zumindest nach der Anfangsphase nicht mehr ganz auf der Rechnung. Für den erkrankten Florian Sternkopf war spontan Ioannis Smyrlis ins M4-Cockpit geklettert. Ins kalte Wasser geworfen zeigte Smyrlis, dass er keine lange Eingewöhnungszeit braucht. Von der siebten Startposition aus setzte sich der M4-Pilot im Verlauf der ersten Runde auf Position zwei, war aber Ende Start und Ziel zu spät auf der Bremse. Das kostete einige Plätze, als es zudem wegen eines Frühstarts noch eine Drive Through gab. „Ioannis hat einen super Start hingelegt, leider etwas zu gut. Aber er hatte eine Ausrede dafür und zwar war die Bremse noch nicht ganz da, wo sie sein sollte. Daher ist er auf den Vordermann aufgefahren, zur Seite ausgeschert. Dafür haben wir zurecht die Drive Through bekommen“, so Teamchef Florian Sternkopf schmunzelnd. Als es in die FCY-Phase ging, nutzte das Team von Cerny Motorsport die Gunst der Stunde und absolvierte gleich alle drei Pflichtstopps hintereinander. Für Schlussfahrer Jürgen Oehler keine leichte Aufgabe, waren noch rund 90 Minuten zu fahren. Noch einmal kam der M4 zum Nachtanken an die Box, was trotzdem zum souveränen vierten Gesamtplatz reichte. „Auf dem Auto hatte ich noch keine Erfahrung, war aber trotzdem der Schnellste auf dem Auto. Am Anfang musste ich mich quasi auf das Auto einschießen. Ich startete von Platz sieben und fiel durch die Aktion komplett nach hinten. Danach fuhr ich wieder bis auf Platz zwei vor. Das war die schnellste Pace im Rennen. Klassensieg und Gesamtplatz zwei ist ganz gut“, befand Smyrlis. Teamkollege Jürgen Oehler, der bereits in der DMV BMW Challenge mit dem M4 gestartet war, erklärte: „Es war ein guter Einstand und hat richtig Laune gemacht. Wir sind konstant gefahren. Mit den Reifen war es gegen Ende hin etwas eng. Ich dachte, dass das noch zum Problem werden könnte. Da wir die letzten eineinhalb Stunden mit dem gleichen Reifensatz fuhren, war es nicht mehr möglich mit diesen Reifen den Seat zu halten.“
Ausrutscher im Verfolgerfeld
Das Tempo an der Spitze machten zunächst andere. Der KK BMW M2 GTR von van den Munckhof/Barten/Molenaar gab an der Spitze das Tempo vor. Dahinter kämpften Heiko Hammel und Sophie Hofmann im Audi R8 GT4 um Platz zwei. Als ersten erwischte es hier Erik Bänecke, der den Audi R8 gerade von Sophie Hofmann übernommen hatte. Ein Ausrutscher in die Reifen löste die lange FCY aus, wobei Bänecke nach kurzer Zeit weiterfahren konnte. „Der Audi ist ganz untypisch erst über die Vorderräder und dann mit einem Schlag über die Hinterräder weggegangen“, berichtete Bänecke später. Genau wie Henriksen/Vodder hatten auch van den Munckhof/Barten/Molenaar das Pech, dass sie ihren ersten Stopp vor der FCY absolviert hatten. Zwar ging es gegen Schluss noch einmal bis auf Platz drei nach vorne, doch Ende Start und Ziel feuerte van den Munckhof den M2 heftig in die Reifenstapel. Kurz darauf erfolgte der Rennabbruch. Einziger Trost, trotz des Unfalls reichte es für van den Munckhof und Barten zum Titel in der NES 8.
Durch den Ausfall des KK M2 GTR schafften es Moritz und Leonard Oehme mit ihrem Porsche 718 CS GT4 noch auf den vierten Gesamtrang. Das Duo fuhr ein insgesamt fehlerfreies Rennen und landete dank geschickter Boxenstrategie vor Henriksen/Vodder. Dadurch landeten die beiden Porsche-Piloten auch auf dem dritten Platz in der NES 7. Trotz des Unfalls wurden van den Munckhof/Barten/Molenaar noch auf Platz sechs gewertet. Rang sieben holte sich der als Solist angetretene Michael Neuhauser (BMW M3 E46).
Spannung in der NES 3
Die NES 5 entschieden wie schon am Nürburgring Pia Ohlsson und Christian Ladurner (VW Scirocco) für sich. Das Duo ließ den BMW M235i RC von Tom Alpiger und Dennis Leissing hinter sich. Spannend bis zum Schluss ging es in der NES 3 zu. Hier holten durchaus überraschend Christian Schotte, Nico Silva und Rob Crocker (BMW 325i E90) den Klassensieg. Denn zu Beginn sortierte sich das Trio an der vierten Stelle der NES 3 ein. Martin Heidrich und Alex Pawlow (BMW 328i ST E36) lagen zu diesem Zeitpunkt eigentlich souverän vorne, stoppten aber noch vor der FCY. Das kostete viel Zeit. Gegen Schluss wurde es noch einmal spannend. Pawlow holte pro Runde zwei Sekunden auf. Als alles auf ein spannendes Finale hinauslief, kam das vorzeitige Rennende und Pawlow/Heidrich mussten sich mit Platz zwei zufriedengeben. Rang drei in der NES 3 ging an Antony Harz und Mika Nikelsen (BMW 325i E90. Keine Fragen gab es in der NES 1+2. Hier holten sich Igor Rodella und Andreas Saner (Suzuki Swift Sport) den Sieg. Im Ziel hatten die beiden Eidgenossen drei Runden Vorsprung auf Hermann/Hermann/Hermann (BMW 318ti Cup).
Die nächste Saison der DMV NES 500 startet vom 22.-24. März 2024 in Hockenheim! Fotos & Text: arp Redaktionsbüro Patrick Holzer
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